Dienstag, 8. Oktober 1985

Zum Schluss Marsch „Erfolgsbilanz“ für Rolf Bennewitz

Musikzug Gütersloh-Zentral der Freiwilligen Feuerwehr spielte für Zwecke der „Lebenshilfe“

Der Musikzug Gütersloh-Zentral der Freiwilligen Feuerwehr, geleitet von Peter Bernard Smith, gab unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Karl Ernst Strothmann in der Stadthalle ein Konzert zum Besten des Vereins „Lebenshilfe“, vornehmlich zur Förderung der Kinder. Den Ertrag nimmt der Vorsitzende des Vereins, Sparkassendirektor Rolf Bennewitz, beim Gemeinschaftskonzert des Turner-Gesangvereins und des Feuerwehr-Musikzuges am Dienstag, 19. November, an gleicher Stelle entgegen.

Herzlich dankte er den Mitwirkenden, die sich ohne Entgelt in den Dienst der Sache gestellt hatten, den Zuhörern für Kartenkauf und Besuch und dem Schirmherrn für die Ehre der Schirmherrschaft. Die Idee zu diesem Konzert hatte der Vorsitzende des Musikzuges, Harald Ehl: diesmal konnte er wegen einer Armverletzung nicht mitwirken.

Von Konzert zu Konzert erweitert die Gemeinschaft ihr Repertoire und steigert Ausdruckskraft und Klangschönheit. Aus der Vortragsfolge des ersten Teiles seien der Konzertwalzer „Winterstürme“ von Fucik, bearbeitet von Eisbrenner, und das Thema der Musik zum Film „Lawrence of Arabia“ (M. Jarre) hervorgehoben, ebenso der sinfonische Hymnus „Finlandia“ von Jean Sibelius. Zum Vortrag dieses Hymnus erklang die Orgel zum ersten Male in einem Konzert des Feuerwehr-Musikzuges. Organist Ronald Downs, ein Schwager von Peter Bernard Smith, der aus Großbritannien zu Besuch ist, übernahm den Part.

Ein weiter aber gerader Weg führte von der Marsch-, Unterhaltungs- und Tanzkapelle zum Orchester, das die hohen Anforderungen sinfonischer Musik nicht scheut. Der Musikzug hat in allen seinen Registern sehr strebsame und begabte Solisten, die Wagnisse der Programmgestaltung rechtfertigen. Peter Bernard Smith verlangt den jungen Idealistinnen und Idealisten viel mehr als das in Kapellen dieser Art übliche ab: er überfordert sie womöglich zuweilen, doch der Erfolg des Orchesters gibt ihm recht: Eine so differenzierte Komposition wie „Winterstürme“ wäre bei weniger ausdrucksfähigen Orchesterregistern wirkungslos. „Lawrence of Arabia“ lebt von brillant ausgespielten Effekten wie dem einleitenden grandiosen Paukensolo und von der suggestiven Bilderbuch-Orient-Melodik, die den Zuhörer denken lässt: „So habe ich mir Arabien vorgestellt!“ Peter Bernard Smith konturiert das Orientbild mit sichern geführten kräftigen Strichen, überrascht sein Publikum und stellt es zufrieden. Weit ausgreifend zeichnet er in „Finlandia“ die heroische Landschaft unter hohem Himmel und erfüllt den Hymnus mit patriotischer Inbrunst. Das Orchester hat sich seine Intention zu eigen gemacht und lässt das Wagnis gelingen.

Bei alledem kommt nicht zu kurz, was früher als das Haupt- und Kernstück volkstümlicher Blasorchester galt: die Marschmusik. Selten hört man „In Treue fest“ von Teike in einer so sauberen, rhythmisch exakten Wiedergabe, selten den Radetzkymarsch von Johann Strauß (Vater) so melodisch und harmonisch. Selbst dem „Colonel Bogey Marsch“, dem als „River-Kwai-Marsch“ jahrelang geschundenen, gewinnt er den Reiz der Frische ab. Spontanes Musizieren wird nicht nur in Stücken wie „Gipsy Trumpeter“ (P.B. Smith) mit dem bravourösen Solo von Harald Diekmann zum Ereignis, sondern auch in so gegensätzlich Traditionellem wie „Rock around the Clock“ und dem Fehrbelliner Reitermarsch mit Heroldsfanfaren und Kesselpauken.

Herrlich locker kam das Potpourri aus dem Musical „My Fair Lady“ (Frederic Loewe) über die Rampe, ebenso die „Fernseh-Suite“ (Johnes & Schmidt), humorvoll angesagt, umrahmt und kommentiert vom Dirigenten, der es nicht vergaß, empfindsame Naturen vor dem Nervenkitzel der Hitchcock-Impressionen zu warnen. Besonders prächtig in Stimmung und Farbe kam der „Sportpalast-Walzer“ heraus. Ursprünglich war er ein Wiener Walzer und hieß „Praterleben“. Durch den Berliner Sportpalast wurde er zum Berliner Walzer, und einem stadtbekannten Invaliden mit dem Spitznamen „Krücke“ verdankt er vierfachen Pfiff. Da niemand zugleich blasen und pfeifen kann, half das pfiffige Publikum bereitwillig.

Auch den „Feuerwehr-Singers“ gab das Konzert Gelegenheit, sich mit neuen Titeln vorzustellen: „Love ist blue“, „Feeling groovy“, „Try to Remember“ und „Beautiful Sunday“ – und herzlichen Applaus entgegen zu nehmen. Für Sparkassendirektor Rolf Bennewitz, der kürzlich das Jubiläum seiner 40jährigen Dienstzeit feierte, hatte das Orchester den Marsch „Erfolgsbilanz“ bereit, in den sein Komponist. Peter Bernard Smith, die beziehungsreichen Melodien „Was frag ich viel nach Geld und Gut“ und „Wer soll das bezahlen“ verwoben hatte. Auch als Vorsitzender des Vereins Michaeliswoche konnte der so Geehrte am letzten Abend der Festwoche Erfolgsbilanz ziehen.